6888725-1979_38_10.jpg
Digital In Arbeit

Eis im Mai

Werbung
Werbung
Werbung

„Die Eisheiligen” ist der Titel des Romanerstlings von Helga M. Novak, die Eismänner im Mai sind damit ebenso gemeint wie die frostig-lieblosen Götzen der Kindheit. Die Eisheiligen sind es, die unter Umständen das Erblühen und Entfalten verhindern. „Kaltesophie” nennt das junge Mädchen seine scheußliche Adoptivmutter, die sie durch alle Phasen des kindlichen Wachsens hindurchdrischt.

Neu an diesem Entwicklungsroman sind Sprache und Hintergrund der Story. Sprache: Diese 1934 in Berlin-Köpenick zur Welt gekommene Autorin bietet eine Vielfalt von Sprachfacetten an. Orthodox-Konservatives wechselt rhythmisch geschickt mit unorthodoxer Schreibe, Hochdeutsch mit Berliner Schnauze, innere Monologe mit bunten Dialogen. Ein abwechslungsreiches Sprachmuster entsteht, das sehr viel Atmpsphäre hervorbringt.

Zweifellos ist dieser spannende, sehr ergreifende Roman von Helga M. Novak, der 1966 die DDR-Staatsangehörigkeit aberkannt wurde und die jetzt in der

Bundesrepublik lebt, autobiographisch. Dennoch nicht allzu privat Ein literarisches Zeitdokument einer Generation, die, viel jünger als Böll und Grass, am geteilten Deutschland leidet. Helga Novak hat für diesen Roman den begehrten Preis eines Stadtschreibers von Bergen der Stadt Frankfurt erhalten.

DIE EISHEILIGEN. Von Helga M. Novak. Luchterhand-Verlag, Darmstadt 1979, 362 Seiten, öS 252,80.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung