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Endkampf statt Endsieg

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Der Rezensent hat fast das ganze Jahr 45 im Lazarett verbracht und den deutschen Zusammenbruch also nur aus der Bett-Perspektive wahrgenommen. Er hat sich zwar damals schon ausmalen können, wie das da draußen wohl zugeht; und später hat er vieles darüber gelesen. Aber trotzdem hat Wolfgang Paul, der populärhistorische Rekonstrukteur der Marne-Schlacht 1914 („Entscheidung im September“) und Chronist des „Gefrierfleisch-Winters“ 1941/42 („Erfrorener Sieg“), trotzdem also hat Wolfgang Paul dem Rezensenten ein pak-kendes und in manchen Aspekten neues Bild von jenem „Endkampf vermittelt, dem er, unter eben diesem Titel, sein jüngstes Buch gewidmet hat.

Aber nicht nur Kriegsteilnehmer, die jetzt ihren Horizont über den Rand ihres Schützenlochs oder ihrer Kampfwagenluke hinaus erweitern wollen, sollten sich durch dieses Buch daran erinnern lassen, wie der ständig verheißene Endsieg sich in einen eben so heroischen wie sinnlosen Endkampf verwandelt hat. Auch - und gerade - die Kinder und Enkel der Kriegsgeneration, politisch und zeitgeschichtlich sowieso meistens völlig ahnungslos, könnten was lernen daraus; und zwar nicht bloß Fakten und Daten der Kriegsgeschichte, sondern vor allem, wohin der politisch und zeitgeschichtlich ahnungslose Mensch sich (ver)führen läßt und mit wieviel Blut, Schweiß und Tränen er diese seine Ahnungslosigkeit bezahlen muß, jenseits von jedweder Frage direkter Schuld oder Unschuld. „Die Waffen nieder!“ zu rufen genügt nämlich leider nicht.

DER ENDKAMPF UM DEUTSCHLAND 1945, von Wolfgang Paul. Bechtle-V erlag, Eßlingen, 551 Seiten, 30 Kartenskizzen, öS 229,50.

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