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Endzeit-Salome

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Endlich haben die Salzburger Festspiele ein Opernereignis der Sonderklasse zu bieten: Christoph von Doh-nanyi am Pult, Regisser Luc Bondy und dem Bühnenbildner Erich Won-der gelang mit Richard Strauss' „Salome" im Kleinen Festspielhaus ein faszinierender Wurf - ein Totentanz einer Endzeit, in dem allerOrient-zauber des Oscar-Wilde-Texts, alle bunt schillernden Versatzstücke abgestreift wurden. Bondy und Wonder stellen die hysterischen Figuren in einen verfallenden Bunker, in eine verwüstete Halle mit aufgebrochenen Parkettböden, Aufgängen in eine zerstörte Palastanlage und einem Erdloch, in dem der Prophet Jocha-naan von Schergen wie ein Tier gehalten wird.

Das Endzeitbild überrascht aber auch durch Momente voll schwarzer

Ironie, wenn die Herodes-Familie sich wie die Kleinbürger Henrik Ibsens um den Salontisch setzt, um über den Kopf des Propheten zu schachern. Da werden Greuel und Schrecken spürbar, wie sie 1945 sich ereignet haben könnten.

Dohnanyi, die Wiener Philharmoniker und ein hochkarätiges Sängerensemble machten die Aufführung auch musikalisch zum sensationellen Ereignis: Catherine Malfitano singt die Titelpartie wie ein Todesengel, mit wunderbarer Intensität und Bühnenpräsenz. Kenneth Riegel (Hero-des), Hanna Schwarz (Herodias) und Bryn Terfel (Jochanaan) sind ideale Strauss-Sänger. Unverständlich, daß diese Produktion bereits im Herbst nach Brüssel weitergereicht und nicht mehr in Salzburg gezeigt wird.

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