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Es bleibt beim Theater

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Wahl in Österreich. Was ist das? Ein Schauspiel, ein Spektakel wie alles in diesem Lande, rasch von der Vorderbühne in den Hinterhof gerutscht auf die Pawlat- schen, mit den deftigen Tönen der Wiener Hanswurst-Komödie? Eine Satire zu schreiben auf österreichische Zustände ist picht schwer, schwer aber ist es diesen Knäuel von Trägheit und Entartung zu entwirren, schwer ist es, eine Analyse des österreichischen Wahlkampfes zu geben.

Fangen wir anders an. Was sollen Wahlen sein?

Wohl dies: Entscheidung über Sachfragen, worüber Erwachsene mit durchschnittlichem politischen Verständnis und durchschnittlichem moralischen Verantwortungsgefühl Antwort zu geben imstande sind. Trifft diese Kennzeichnung auf die Wahlen 1983 zu?

Als kürzlich vom Verfasser dieser Zeilen an anderer Seite die Meinung geäußert wurde, daß nämlich Wahlen Entscheidungen über Sachfragen seien, bei denen Christen verschiedener Meinung sein könnten, gab es gezielten

Protest. Solches zu behaupten wäre falsch und typisch für die Geisteshaltung des Verfassers. Habe man denn die Fristenlösung und die Ehegesetze vergessen?

Ja, vergessen scheinen sie wohl zu sein, aber nicht vom Beobachter, sondern von den Akteuren des Wahlkampfes. Fristenlösung und Ehegesetze spielen keine Rolle im Wahlkampf, keine Partei greift sie ernstlich auf, stellt sie zur Entscheidung. Das mag bedauerlich sein, ist aber so. Bleibt es daher doch bei den Sachfragen?

Leider auch nicht. Es bleibt beim Theater, bleibt dabei, ob die Grünen sich entzweien oder versöhnen und was denn da mit den „5.000 Hasen“ gemeint sei. Und natürlich bleibt es dabei, ob der große Mime auch in Zukunft allein die Bühne beherrscht oder ob er abtritt, weil er keinen mitspielen lassen will.

Es ist wahr, es geht nicht um Sachfragen, es geht auch nicht um moralische Fragen, es geht ums Theater, noch drei Wochen lang.

Der Autor ist Herausgeber der Kathpress.

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