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Falsche Scham

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Papst Johannes Paul II, hat seinen Besuch in Liechtenstein sichtlich dazu genutzt, die ganze mitteleuropäische Wohlstandswelt anzusprechen. Johannes Paul II. bot dieser neuigkeitssüchtigen Wohlstandswelt nichts „Neues“, aber für den aufmerksamen Beobachter gab es interessante Nuancierungen.

So wies der Papst in der Begegnung mit den Jugendlichen sehr überzeugend darauf hin, daß die kirchliche Sexualmoral nicht Selbstzweck ist, sondern als Hilfe zum geglückten Leben zu verstehen wäre. (Ein Gesichtspunkt, für den die an und für sich skurril-hysterische AIDS-Diskussion etwas den Boden gelockert hat.)

Johannes Paul II. nannte aber auch den Meinungsdruck „aggressiver Ideologien“ beim Namen, unter deren Einfluß sich auch „viele Christen schämen, überzeugt für moralische Grundsätze einzutreten“.

Maßgeschneidert für das umweltbewußte Mitteleuropa erinnerte der Papst daran, daß der erfreuliche Einsatz für Natur, Pflanze und Tier mit einem viel entschiedeneren Ja auch zum menschlichen Leben von der Empfängnis an verbunden sein muß.

Auch die für den mitteleuropäischen Bereich so typische winterlich-kahl gewordene Religiosität nahm der Papst ins Visier, als er davon sprach, daß es notwendig sei, die tJalsche religiöse Scham“ abzulegen und zum Beispiel das gemeinsame Gebet in der Familie wiederzuentdecken.

Insgesamt war es ein Papst, der nicht „Ex kathe-dra“ verkündete, sondern um Verständnis warb und Forderungen begründete.

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