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FamilienChronik

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Schriftstellemd in der Generationenfolge der Seidels: der mecklenburgische Pfarrer Heinrich Alexander (1811-1861), der 1839 geistliche Lieder erscheinen ließ, sein Sohn Heinrich (1842-1906), der den Ingenieursberuf an den Nagel hing und als freier Schriftsteller u. a. „Leberecht Hühnchen” schrieb, eines der erfolgreichsten Bücher der Jahrhundertwende, und sein Enkel, der Pfarrer Heinrich Wolfgang (1876-1945), der seine Cousine Ina (1885-1974) heiratete, schließlich noch Inas Bruder Willy (1887-1934) und Inas Sohn Georg (1919), der unter dem Pseudonym Simon Glas oder Christian Ferber schreibt und hier seinen Vorfahren das Denkmal einer bürgerlichen Familie setzt.

Soweit sie literarisch hervortraten. Sie sind bis auf Ina Seidel edle vergessen.

In dem verwirrenden Hin und Her, das Ferber für die Darstellung der Familiengeschichte bevorzugt, fallt es oft schwer, die Orientierung nicht zu verlieren. Aus der Fülle der Gestalten treten außer den Genannten vor allem noch zwei hervor: der Arzt Hermann Seidel, Inas Vater, leitender Chirurg des Herzoglichen Krankenhauses in Braunschweig, der in seiner Tätigkeit Angriffen aus gesetzt war, ehrenrührigen sogar und ungerechtfertigten, wie sich nach seinem Freitod in langjährigen von der Familie geführten Prozessen heraus stellte, und Inas Schwester, der Annemirl genannte Nachkömmling (1894- 1959): ein elfisches Wesen, wie sie von allen, die sie kannten, geschildert wurde und wie sie auch in dieser Familienchronik Kontur gewinnt - seit 1935 die Frau des Verlegers Peter Suhrkamp, von dem sie seit 1957 getrennt lebte. In Summa durch vier Generationen hindurch eine außergewöhnliche Familie - und doch stets ein Spiegelbild deutschen Bürgertums.

DIE SEIDELS. Geschichte einer bürgerlichen Familie. Von Christian Ferber. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1979. 383 Seiten, öS 300,20.

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