Der Bonner Kanzler Helmut Schmidt spricht von einem .familienkrach”, Frankreichs Außenminister Claude Cheysson glaubt gar schon an eine „Scheidung”: Im Verhältnis zwischen den USA und ihren europäischen Verbündeten und Partnern „kriselt” es derzeit offensichtlich ganz beträchtlich. Grund: Die Kontroverse um das Erdgas-Röhren-Geschäft zwischen Westeuropa und der Sowjetunion.
Die US-Regierung meint, Moskau müsse für sein Vorgehen in Polen bestraft werden - mit möglichst scharfen wirtschaftlichen Sanktionen. Die an dem Erdgas-Röhren-Geschäft beteiligten Europäer argumentieren, Vertragsverpflichtungen müßten eingehalten werden — auch wenn dies den Amerikanern nicht paßt. Dazu kommen als weitere Streitpunkte zwischen Washington und den Westeuropäern Differenzen über den Agrar- und den Stahlhandel.
Angesichts dieser Krisenstimmung schließen sich bei den westeuropäischen Staaten die Reihen, schon darum, weil ihnen die „Herr-im-Haus-Rolle” von Präsident Reagan ganz und gar nicht behagt. Die Widerspenstigkeit der Europäer wiederum scheint die US-Regierung in ihrer ablehnenden Haltung nur zu bestärken — da helfen auch die zahlreichen „Good-will-Tours” europäischer Politiker in die USA in diesen Tagen scheinbar nur wenig. „Lachender Dritter” dieses transatlantischen Streits im Hintergrund: die Sowjetunion.