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Farbloses Bildnis

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JEine Heirat hat selten auf einen Mann günstigenEinfluß. Mich aber hat die meiiüge gerettet“, urteilt der Sprachforscher imd Staatsmaim Wilhelm von Humboldt nach achtzehn Ehejahren mit Caroline (1766 bis 1829). Der Autor stützt die Biographie hauptsächlich auf den etwa dreitausend Seiten umfassenden Briefwechsel zwischen den Ehepartnern, der zwar keine Sezisationen bietet, aber doch EinbUcke in die Blütezeit der Klassik und Romantik.

Caroline von Humboldt pflegte während ihrer ausgedehnten Reisen in ganz Europa intensive Kontakte mit den kulturellen und pohtischen Größen der Zeit, von denen sie wegen ihrer überzeugenden Persönhchkeit meistens als gleichrangige Partnerin anerkannt wurde. Von Schiller als „unvergleichh-ches Geschöpf“ gepriesen, führtesie eine glückUche Ehe, zog mehrere Kinder auf, machte sich als Mäzenin verdient und erregte als scharf-siimige Literatur- und Kimstkriti-kerin Bewunderung. In einer Zeit des begiimenden Nationalismus, dem auch sie erlag, sagte sie ah-nimgsvoll den Untergang der Habsburgermonarchie voraus.

Die seitenlangen Briefzitate und fallweisen Wiederholungen ganzer Absätze stellen die Geduld des Lesers allerdings auf eine harte Probe. Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Inhalt der Briefe oder der vorliegenden Sekimdärliteratur fehlt ebenso wie eine fundierte

Darstellung der Schriften Humboldts. Gustav Sichelschmidts Gemälde läßt die kräftigen Farben einesRaffael vermissen, denCaroU-ne in Rom so sehr bewundert hatte.

CAROUNE VCN HUMBOILDT. Ein Frnuen-faild aus der Goethezeit Von Gustav Sdwl-•dunidt Droste Veriag, Düsseldorf, 1969. 243 Seiten. öS 296,40.

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