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Ferdinand IL

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Aus der Eisesstarre, die das Kai-sertum unter dem umnebelten Ru-dolf II. und seinem verräterischen Bruder Matthias erfaßt hatte, loderte im Jahre 1619 eine düstere Flamme auf. Der Jesuitenzögling Ferdinand II. hatte die Macht übernommen, seine Residenz von Prag in das zwangsrekatholisierte Graz verlagert und begann nun, im Reich den lutheranischen und calvinisti-schen Aufruhr zurückzudrängen.

Johann Franzi erzählt in seiner packenden Biografie vom vergebe-nen, für das Reich verderblichen Wirken eines Imperators, der wie kein anderer zur konfessionellen Spaltung und damit zum Ausein-anderdriften des nördlichen und südlichen Deutschland beigetragen hat. Leider gelingt es dem Autor nicht, in das geistige Gefüge einzu-dringen - das barocke Bewußtsein -und somit Ferdinands Handeln be-greifbar zu machen. Doch vermag die spannende Erzählweise dafür zu entschädigen: Die Darstellung der Aufschauke-lung feindlicher Parteien, der wechselseitigen Verstöße gegen die Reichsver-fassung, der zunehmenden Ein-beziehung lachender Dritter in den Machtkampf zwischen Zentrum und Ständen, Klerus und Bürgertum.

Als Ferdinand 1637 verstarb, hatte er gerade noch den Prager Frieden mit Sachsen und Brandenburg zustande gebracht; der mitteleuro-päische Krieg aber sollte noch ein Jahrzehnt andauern und ein ausge-blutetes, zerklüftetes Reich hinter-lassen.

FERDINAND II. Kaiser im Zwiespalt der Zeit. Von Johann Franzi. Verlag Styria, Graz/Wien/ Köln 1989. 303 Seiten, öS 350,-.

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