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Finsteres Leben im Mittelalter?

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Das Interesse am Mittelalter hält nach wie vor an, und das nicht zu unrecht: denn immer wieder werden Aspekte entdeckt und der breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht, die die Mühe des Lesens auch lohnen.

Der Rechtshistoriker und -philosoph Norbert Brieskorn zum Beispiel stellt sich die Aufgabe, „das Lebensgefühl einer Epoche" zu ergründen und gibt dem ganzen den Titel (mit Fragezeichen) „Finsteres Mittelalter?" Tatsächlich hält sich dieses Vorurteil

vielleicht am hartnäckigsten von allen - deshalb geht der Autor in einem ersten Teil diesem Fehlurteil seit dem 18. Jahrhundert nach.

Im zweiten Teil versucht er eine „Rekonstruktion des Mittelalters", indem er die einfacheren Fragen aus der Praxis des Alltags beantwortet: Wie sah das schlichte Leben der Menschen aus, ihr Verhältnis zu Natur, Sexualität, Krankheit, Tod? Welche Rolle spielten unter anderem Humor und Spott? Im dritten Teil gibt er eine Gesamtbeurteilung, nicht ohne die nötigen Vorbehalte gegenüber jeder Globalsicht.

Brieskorns Verdienst ist es, eine Menge sonst unübersichtlicher Materialien unter nachvollziehbaren Gesichtpunkten gesammelt darzulegen, ohne in allseits beliebte Simplifizierungen zu verfallen.

FINSTERES MITTELALTER? Über das Lebensgefühl einer Epoche. Von Norbert Brieskorn. Matthias Grunewald Verlag, Mainz 1991. 301 Seiten, öS 327,60.

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