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Digital In Arbeit

Formwille

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Wahlsonntage haben es in sich. Auch was die Live-Be-richterstattung angeht, die besser als jede mit Drehbuch und Regieeinfällen vorbereitete lockere Quizsendung Spannung vermittelt.

Zuerst tröpfeln die ersten Teilergebnisse ein, die erste Hochrechnung folgt. Dann dürfen die Parteisekretäre trotz noch unsicherer Situation die Güte ihrer Arbeit und mögliche Konsequenzen erläutern.

Mit fortschreitendem A bend wird das Medienspektakel dann ritualisiert bis zur Erstarrung. Liegt das Endergebnis vor — oder wenn wie in Oberösterreich die Gewißheit bis knapp vor Ende der Sendezeit nicht eintreten will, dann auch schon ein bißchen früher — danken die' Ubermänner der einzelnen Parteien jenseits aller — auch stereotypen - Fragen zuerst Wählern und Mitarbeitern und kommentieren die Wählerzustimmung oder -abfuhr mit positiven Worten.

Dann folgt noch Händeschütteln, und die Klappe fällt.

Zu dieser Show liefern Fernsehreporter regelmäßig eine Reportage, die zeigt, daß die Spitzenkandidaten ihrem Wahlrecht ebenfalls nachgekommen sind. Oder besser gesagt, ihrer Wahlpflicht, denn der Einwurf des Stimmzettels in die Wahlurne muß natürlich vortermi-nisiert werden.

Das ist aber kein österreichisches Phänomen, denn die Berichterstattung von den Portugalwahlen am gleichen Abend lieferte die nämlichen sensationellen Bilder ins Haus: Der Spitzenkandidat geht auch zur Wahl!

Nach soviel Ritual kann der Bürger getrost den Abend beschließen — auch wenn das Ergebnis schmerzen sollte. Wenigstens die Form der Präsentation entsprach der Erwartung. Nichts Neues.

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