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Franz Joseph in Anekdoten

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Es ist beinahe unglaublich, daß die ernsthafte Geschichtsforschung zwar eine große Menge Material über Kaiser Franz Joseph hervorgebracht hat, dabei aber fast achtlos an den Unmengen von Huldigungsliteratur vorbeigegangen ist, die sich im Laufe seiner langen Regentschaft angesammelt haben.

Helmut A. Niederle ist es zu verdanken, daß wir jetzt mit dem gesammelten Kitsch dieser Epoche konfrontiert werden, wobei es dem Autor nicht darum geht, diese oft wirklich sehr komischen Hervorbringungen zu desavouieren. Es wird hier der Versuch unternommen, zu zeigen, daß zwischen dieser Literatur und gewissen Erscheinungen in der Mentalität der Österreicher ein durchaus belegbarer Zusammenhang besteht.

Das übrigens sehr gut illustrierte Buch zeigt die Sehnsucht vieler unserer Landsleute nach dem großen Ubervater, der, gerecht und weise, alles zum Besten wendet, auch wenn der kleine* dumme Bürger irrt. Von den skurrilen Seiten dieser Sehnsucht berichtet das Buch — die weniger skurrüen Aspekte kamen dann zwei Jahrzehnte nach dem Tod des Kaisers ans Licht und offenbarten die tiefen Abgründe, die sichtbar werden, wenn eine solche Sehnsucht nicht auf vernünftige Art gestült oder kanalisiert werden kann.

„ES WAR SEHR SCHON, ES HAT MICH SEHR GEFREUT.“ Von Helmut A. Niederle, österreichischer Bundesverlag, Wien 1987. 292 Seiten, geb., öS 298,-.

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