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Fremde

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Fremde sind Leute, die später gekommen sind als wir: in unser Haus, in unseren Betrieb, in unsere Straße, unsere Stadt, unser Land.

Die Fremden sind frech; die einen wollen so leben wie wir, die anderen wollen nicht so leben wie wir. Beides ist natürlich widerlich.

Alle erheben dabei Ansprüche auf Arbeit, auf Wohnungen und so weiter, als wären sie niemals Einheimische. Manche wollen unsere Töchter heiraten, und manche wollen sie sogar nicht heiraten, was noch schlimmer ist.

Fremdsein ist ein Verbrechen, das man nie wieder gutmachen kann. Seit die Leibeigenschaft aufgehoben ist, gibt es überall viele Fremde. In den großen Städten sind sie schlecht zu erkennen, weil sie sich als normale Menschen zu tarnen verstehen.

Darum wäre es nötig, alle Menschen zu verpflichten, je nach ihrer Herkunft eine Tracht zu tragen. Jedes Land sollte einen bestimmten Hut haben, jede Stadt eine Sorte Hosen, jede Straße ihre Halsbinde, jedes Haus Knöpfe mit der Hausnummer, jeder Betrieb ein Abzeichen.

So sähe man gleich auf den ersten Blick, wen man zum Kaffee einladen, wem man einen niedrigeren Lohn zahlen und von wem man eine höhere Miete verlangen kann.

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