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Freunderlwirtschaft

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ährend sich Ungarns V »frisch gewählte Parla- mentarier in unendlichen Re- den über die Demokratie freu- en, finden im Flur des Hohen Hauses an der Donau Szenen statt, die als echte dramaturgi- sche Miniaturen genossen wer- den könnten, wenn siebloßnicht Unheilvolles verkündeten.

einmal unter den Kommunisten auf diese Weise gehandhabt wurde, erbost ihn freilich. Er habe im KZ der Stalinisten auf Zeitungsfetzen die Aufzeich- nungen über seine Leiden ge- schrieben, „aber die Ausländer brauchen gleich Telex und Te- lefax. " Daß das Parlament mit einem KZ nicht verglichen

Gleich zu Beginn der neuen Legislaturperiode ließen die Ko- alitionsparteien die Loge der Auslandspresse räumen, um da, wie es hieß, „Parteiexperten" unterzubringen.

So sind die „Ausländer" mit den einheimischen Kollegen zu- sammengelegt worden, in de- ren Loge bisher schon chroni- scher Platzmangel herrschte. Die Tatsache, daß die Parteiex- perten in Wirklichkeit aus Freunden und sogar Verwand- ten der Abgeordneten der Koa- lition der Mitte bestehen, wird von einem Mitglied der christ- lich-demokratischen Fraktion mit folgendem Satz begründet: „Wir haben auch das Recht dazu."

Der Einwand, daß dies nicht

werden kann, interessiert ihn genausowenig wie die Bericht- erstattung, denn „nur wer ge- litten hat, soll hier seinen Mund aufmachen".

Der Rechtsberater des Buda- pester Zoos, Jahrgang 1931, der seinen Juradoktor aus politi- schen Gründen nur 1969 ma- chen durfte, trägt das Abzei- chen seiner Partei an der Brust. Es ist ein Kreuz. Er ist stolz darauf, genauso auf den Rat, den er „den ewigen Haarspal- tern " gibt: „ Wem das hier nicht paßt, der soll doch nach Wien gehen. Dort im Parlament kann er machen, was er will, hier nicht." Damit weiß man es wenigstens. Schöne neue De- mokratie!

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