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Für Liebende

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Der leib-seelische Zusammenhang, den jeder einzelne für sich und vor anderen zwar darstellt, den er aber niemals ganz durchschaut - wird dieses psycho-physische Problem durch die Verschmelzung mit einem Partner bewältigt? Oder wird es im Gegenteil verdoppelt, ja vielleicht sogar potenziert? Jeder Versuch, dieses Lebensmysterium mit Worten irgendwie zu umschreiben oder der Vernunftspähre doch wenigstens näher zu bringen, ist fesselnd.

Unter solchem Aspekt kann ein Lyrikband wie dieser Erstling von Ursula Hössl nicht minder spannend sein als ein Kriminalroman. Wortgebilde wie „Alltagswahnsinn", „Hände aus Seidenstahl" sind die Indizien, mit denen der Leser als Sherlock Holmes richtig umgehen muß. Und das Resultat: „Was uns gelingt zu verbinden, hat Völker entzweit", heißt es in dem Gedicht „Gedankenhochzeit". Das wäre nun wahrlich eine große Sache! Nur schade, daß Ursula Hössl zu wenig fühlbar macht, wie die Gedanken unter die Haut gehen und daher zu Trauzeugen und Beiständen der „Hauthochzeit" werden könnten. Und so verbleibt denn leider nur die „Daunendecke" (so der Titel eines Gedichts) als Trauzeugin.

Freilich hilft da die Bebilderung von Endre Fäy ein wenig weiter. Durch seine Tuschzeichnungen übersetzt er Zen-buddhistische Asketentechnik in kulinarische Abstraktionen.

HAUTHOCHZEIT. Lyrik für Liebende. Von Ursula Hössl mit Tuschzeichnungen von Endre Fäy. Herder Verlag, Wien 1991.56 Seiten, öS 140,-.

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