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Für Nervenstarke Totenmord

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In der interessanten Verlagsreihe „Russische Literatur” kann sich nun der deutschsprachige Leser mit einer Menge bis vor kurzem in Westeuropa unbekannten, erstklassigen russischen Schriftstellern aus der Perestrojka und postkommunistischen Zeit bekannt machen. In den letzten Jahren zählte in Rußland nur mehr das literarische Können, beziehungsweise die schonungslose, aktuelle Bezogenheit (die sich wohl als „Vergangenheitsbewältigung” verstehen läßt), während die einst hochgejubelten, vom Regime geförderten konformistischen Autoren out sind.

Zu den neuen, gern gelesenen Schriftstellern gehört zweifellos Jus Aleschkovski. Populär wurde er durch sein Lied: „Genosse Stalin, sie sind ein großer Gelehrter”. Der in Sibirien geborene Alescho vski war 1950-1953 in Haft, dann Bauarbeiter, Autor von Kinderbüchern und Sänger von Untergrundliedern. Sein vorliegendes Buch ist ein unbarmherziger Bericht über die Praktiken der Geheimpolizei, das Drohnenleben der Parteielite, über Habgier, Rachsucht und mörderische Instinkte der handelnden Personen. Alles ist echt und dennoch scheinen die haarsträubenden Einzelheiten manchmal mehr Dichtung als Wahrheit. Feinfühligen Leserinnen und Lesern ist das Buch jedenfalls nicht zu Empfehlen. Es bleibt jedoch ein Zeitdokument ersten Ranges. Der bekannte, in den USA lebende russische Schriftsteller Joseph Brodsky hat die „Geständnisse eines Henkers” -so der Untertitel - mit einem geistreichen Nachwort versehen.

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