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Gedränge im Äther

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Die offiziellen Kunstrichter seiner Heimat halten den polnischen Science-fiction-Autor Stanislaw Lern offensichtlich für einen harmlosen Humoristen. Sie ziehen aus dem Umstand, daß er sich nicht mit aktuellen politischen Fragen, sondern mit zukünftigen Pilotenproblemen beschäftigt, den Schluß, daß er mit der kommunistischen Gegenwart einverstanden sei.

Verbirgt sich aber Lems Kritik nicht gerade darin, daß er seinen grenzenlosen Optimismus in die Menschennatur nicht hier und heute, sondern in ferner Zeit- und Welträumen entwickelt? Die turbulenten kosmischen Abenteuer des Astronauten Pirx ereignen sich in einer Epoche, da „im Äther schon stärkeres Gedränge“ herrscht, Sternsteinschläge, Satelliten und Raketen einen regen Milchstraßenverkehr bewirken, Meteoritologen, Astroballistiker. und Kosmographen die galakti-sche Hektik noch vermehren. Am aufregendsten sind die Zweikämpfe auf Leben und Tod, die Pirx mit unbotmäßigen Robotern auszutragen hat.

Im Vergleich zu Lems fast perfekten Kunstautomaten erscheinen Karel Capeks mechanische Puppen wie Kinderspielzeug. Pirx meistert natürlich jede Situation, er beweist somit, daß der Mensch das Maß aller Dinge ist -wenigstens in der Utopie.

PILOT PIRX. Von Stanislaw Lern; Insel Verlag, Frankfurt! Main 1978; öS 312,-.

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