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Gefühlvolle Reisen

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Literarisch namhaft geworden vor allem als ein Magier der Phantasie, tritt Peter Daniel Wolfkind jetzt mit autobiographischer Prosa hervor. Daß die junge Generation im Rückblick auf ihr Leben sich vor einem Schuß Sentimentalität nicht scheut, deutet der Titel „Sentimentale Geographie“ an.

Am Anfang und am Ende dieser sentimentalen Geographie macht sich Wolfkind Gedanken über sein Zuhause, denn die Eltern des 1937 in Graz Geborenen stammen aus Jugoslawien und sein bürgerlicher Name lautet Vujica. Als Kind hörte er seine Eltern in ihrem Zuhause sprechen, hörte sie sagen, daß er in Graz nur Gast sei. Heute sind Graz und die Steiermark seine „fremde Heimat“, als deren anhänglicher Stiefsohn er sich fühlt. Heute hat er zeitweise in einem Ort der weiteren Umgebung von Graz, in Semriach, sein Zuhause, weil er in dieser Landschaft einen großen Teil seiner Kindheit verbracht hat: „Meine Schule heißt Semriach. Und ich glaube, ein jeder hat sein Semriach. Ganz gleich, wo es auch liegt.“

Zwischen dem Semriach der Kindheit und dem Semriach von heute werden erlebte Landschaften und Städte sichtbar: Salzburger Melancholie mit der Frage „Wie ewig ist die Salzburger

Ewigkeit?“, Wintertage in Agram und Dubrovnik, dalmatinischer Sommer, wo die Weinrebe auf den Olivenbaum emporwächst, der venezianische Herbst, Warschau mit seinen vielen jungen Bäumen, „als wäre aus jedem toten Warschauer ein Baum gewachsen“, Berlin, „eine Wunde, die nicht heilen kann“, Bayreuth, Jenes Gemisch aus Dorf und Rokokoprunk“, Momente in Stockholm und Paris und noch manches andere, beschworen in einer atmosphärisch dichten, mit dem Wort sparsam umgehenden Sprache, die die Kunst der Andeutung beherrscht.

SENTIMENTALE GEOGRAPHIE. Von Peter Daniel Wolfkind. Styria Verląg, Graz 1979,136 Seiten, öS 118,-.

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