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Gegen Sklaverei

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Du sollst nicht stehlen!

Welche Bedeutung hat dieses Gebot angesichts der differenzierten wirtschaftlichen Verhältnisse unserer Tage, wo die Besitzverhältnisse immer weniger durchschaubar werden und oft kaum feststellbar ist, wo die Rechtmäßigkeit aufhört und der x Betrug beginnt? Hat das siebente Gebot, das zu einseitig als Schutz des Privateigentums verstanden wurde, nicht auch so manche Christen behindert, großzügig an der Lösung der sozialen Frage mitzuwirken?

Was ist der ursprüngliche Sinn dieses Gebotes?

Das siebente Gebot richtet sich gegen den Menschen-und Sachdiebstahl. Geschützt werden soll die Freiheit des Menschen: Er darf nicht geraubt und dann als Sklave gehalten oder verkauft werden. Geschützt werden sollen die notwendigen materiellen Voraussetzungen für ein freies und menschenwürdiges Leben. Beides soll geschützt werden vor der Habgier, dem Geiz und dem Neid def^itmen- « sehen.

Das siebente Gebot als Verbot des Menschendiebstahls schloß im Alten und auch im Neuen Testament noch nicht jede Sklaverei aus. Es schützte nur die Freiheit des israelitischen Vollbürgers. „Wenn jemand dabei betroffen wird, daß er einen von seinen Brüdern, einen Israeliten, stiehlt und ihn als Sklaven behandelt oder verkauft, so soll ein solcher Dieb sterben“ Deuteronomi-um 24,7.

In der christlichen Tradition ging der Aspekt des siebenten Gebotes als Verbot des Menschenraubs und des Menschenhandels völlig verloren. Auch im Einflußbereich des christlichen Glaubens wurde immer wieder dagegen verstoßen. ,JSis ins 19. Jahrhundert hinein wurde von Theologen, mit Berufung auf das Naturrecht, die Auffassung vertreten, daß Sklaverei und Sklavenhandel nicht sündhaft seien. Erst 1888 verurteilte Papst Leo XIII. in aller Deutlichkeit die Sklaverei und rief zu ihrer Überwindung auf“ (Adolf Exeler).

Nach einem Bericht der .Antislavery-Society“ aus dem Jahre 1979 gibt es auch in unseren Tagen in 40 Ländern der Erde Menschenhandel und Sklaverei. Neue Formen der Sklaverei sind die Straflager vieler totalitärer Staaten wie auch die Geiselnahme. Auch die Zuhälterei ist eine Form der Sklaverei, die selbst bei uns geduldet wird. Nicht zu reden von den versteckten Formen des Freiheitsentzugs und der Ausbeutung.

So gesehen ist das siebente Gebot als Verbot des Menschenhandels und der Sklaverei im wörtlichen und übertragenen Sinn auch heute aktuell.

24. Teil einer Serie zur Lebensrelevanz der Zehn Gebote.

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