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Gegen Vereisung

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In Brigitte Pixners Gedichtband findet sich nichts von Selbstbespiege-lung, von intellektueller Koketterie und Wehleidigkeit, von arrogantem Pathos der Negation, welche sonst häufig die Substanz der Lyrik liefert.

Was Brigitte Pixner zur künstlerischen Gestaltung veranlaßt, ist ihre Solidarität mit der Natur- und Menschenwelt. Viel stärker als in der „Männerlyrik" zeigt sich hier die Bereitschaft zum Überstieg ins Überindividuelle. Das Natürliche der Geschlechtlichkeit verschmilzt mit dem Allgemein-Menschlichen des Geistes und der Kultur. In solche Solidarität der persönlichen Innenwelt mit der Umwelt wächst dann auch die (mütterliche) Sorge um das Schicksal beider Bereiche.

Die „grünen" Gedichte des Bandes sind deshalb so wertvoll, weil sie sich aus der Gemütslage der Frau und nicht als literarische Aktualität entwickeln. Deshalb wagt es Brigitte Pixner, vernachlässigte Gedichttypen wie das landschafts- und jahreszeitliche Stimmungsgedicht in ihren Band mitein-zubeziehen. Das Titelgedicht „Spitzbergen rückt näher" verweist auf die drohende Vereisung auch unseres Gefühlslebens. Dem setzt die Autorin das Beste entgegen, was der Mensch als stimulierende Kraft zu geben vermag: die Liebe zur Natur. So versucht sie das „Näherrücken Spitzbergens" zu stoppen.

SPITZBERGEN RÜCKT NÄHER. Von Brigitte Pixner. Edition L., Loßburg im Schwarzwald 1992. 87 Seiten.

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