In diesem Buch findet sich eine Schilderung der Flucht Friedrich Torbergs quer durch Frankreich zur spanischen Grenze. Wenige Tage nach den katastrophalen Ereignissen des Juni 1940 in der portugiesischen Stadt Curia verfaßt, sind diese Aufzeichnungen nicht Aufarbeitung der Vergangenheit, sondern schmerzdurchbebter Reflex einer unsäglichen Gegenwart.
Nach der Überfahrt nach Amerika vermitteln Briefe an den bekannten Kultur publizisten Willi Schlamm den seelischen Zustand Torbergs in der Emigration: Noch nie zuvor war ihm so leer, so schäbig zumute. Aber, und darin liegt das Faszinierende des Buches, wo man es aufschlägt, in welch mißlicher Lage der Dichter sich auch befinden mag, immer ist es die un-trübbare Wachheit eines für die kleinen und großen Dinge geschärften Geistes, welche überraschende Beziehungen stiftet. Indem er diese aber durch das Medium der Irome bricht oder löst, entfaltet er inmitten einer ekelhaften Welt ein köstlich bezauberndes Spiel virtuoser Kunst.Und dies keineswegs für den Markt, für ein Publikum, das er damals kaum erreichen konnte. Es ist die natürliche Gebärde des Künstlers, der gar nicht anders kann. Durch diese distanzierende Ironie schafft er sich einen Freiraum, der ihm zu atmen ermöglicht: „Das Farbband (der Schreibmaschine) versagt vor der Fülle der Eindrücke, es ist genauso wie ich es mir vorgestellt hatte, und da ich längst aufgegeben habe, mir etwas vorzustellen, ist es doch ganz bedeutend anders."
EINE TOLLE, TOLLE ZEIT. Briefe und Dokumente aus den Jahren der Flucht 1933-1941. Von Friedrich Torberg. Langen Müller Verlag, München 1989. 186 Seiten, öS 280,80.