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Gelungene Porträts

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Die spanische Trilogie im „Siglo d' Oro“, dem Goldenen Jahrhundert, bilden Isabella von Kastilien (1451 bis 1504), ihre Tochter Johanna (1479 bis 1555) und Teresa von Avila (1515 bis 1582). Nicht zuletzt Isabellas überragender Persönlichkeit ist die politische Einigung und der Aufstieg Spaniens zur katholischen Weltmacht zu verdanken, ein Ereignis, dessen einzelne Stationen mit dem „ Annus mirabilis“ 1492 als Höhepunkt der Autor lebendig werden läßt.

Im zweiten Buch versucht Eberhard Horst eine Ehrenrettung jener Juana, die unter dem Beinamen „die Wahnsinnige“ in die Geschichtsbücher eingegangen ist. Tatsächlich habe es sich jedoch, so Horsts Hypothese, um einen klassischen Fall von

Rufmord ihres Vaters Fernando und des Sohnes Carlos, des späteren Karls V.,gehandelt. Die nach dem Tod des geliebten Mannes Philipp des Schönen sehr labile Juana sei böswillig zur Geisteskranken und damit regierungsunfähig erklärt worden.

An Teresa von Avila fasziniert den Autor die gelebte Synthese von Kontemplation und von tätiger Nächstenliebe. Teresa, von der Roger Garaudy meint, sie bedeute „heute noch für uns Marxisten die höchste Aussage menschlicher Liöbe“, zieht mit einem Karren quer durch Spanien, um Klöster zu gründen.

Die hohe Qualität und Ausgewogenheit der Darstellung macht exemplarisch der Abschnitt über die Inquisition deutlich, wo gängige Vorurteile korrigiert werden. Dem aus der Feder Walter Benjamins stammenden Motto des Buches ist Horst gerecht geworden: „In jeder Epoche muß versucht werden, die Überlieferung von neuem dem Konformismus abzugewinnen, der im Begriff steht, sie zu überwältigen“.

DIE SPANISCHE TRILOGIE. Von Eberhard Horst. Claasen Verlag, Düsseldorf 1989. 400 Seiten, öS 343,20.

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