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Generationen

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Immer geht es um den Vater-Sohn-Konflikt, den Konflikt der Generationen, der das Unheil in der Welt gebiert, meint Friedrich Torberg in seinem Roman „Hier bin ich, mein Vater”, weil sich die Kinder, oder auch die Eltern, so entsetzlich sicher und im Recht fühlen. Deswegen gibt es heute die vielen Anklageschriften gegen die Väter, die durch die Nachkriegsliteratur geistern. Jutta Schütting schrieb sich nun auch ihren Vater von der Seele, ohne der Lächerlichkeit des Satzes „De mortuis nil. . . (nisi bene)” zu huldigen, man kann ihn nicht fortsetzen „in einem Totschweigen dessen, was als Nichtver-gessenes und daher auch Nichtver-zieheneS in meinem Bild von dir fortlebt”. Aber sie tut es ohne die anklägerische Gebärde eines Gerichtes.

Sehr distanziert und doch betroffen, teils liebende Tochter, teils kritisch reflektierende Erwachsene, ohne pietätvolle Sentimentalitäten, zeichnet sie das Bild ihres Vaters, darin das ihrer Jugend, in Erinnerungen, Träumen und Überlegungen, die sich während der drei Tage zwischen Tod und Begräbnis ihres Vaters einstellen. Es entsteht das Bild eines Kleinstadtbrauchtums, mit dem man den Tod umgibt, mit all dem Trost und der Heuchelei, die es enthält. Betroffenheit und Ironie bedingen einander. Sie enthalten das Leben einer Familie, das stellvertretend für viele Schicksale gilt. Der Generationenkonflikt besteht, die Fragen an den Toten nach dem „Warum” können nicht mehr beantwortet werden.

Die Autorin sieht sich auf sich selbst und ihre eigene Vergänglichkeit zurückgeworfen und läßt doch alles versöhnlich - wenn auch nur „eine Täuschung lang” - ausklingen.

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