7169638-1982_40_24.jpg
Digital In Arbeit

Genfer Protokolle

Werbung
Werbung
Werbung

Im September 1922 kostete ein Kilo Mehl 11.000 Kronen, ein Herrenanzug eine Million. Bundeskanzler Seipel versuchte ein letztes Mal in Genf die Siegermächte zu einer gemeinsamen Hilfsaktion zu gewinnen — mit dem Hinweis darauf, daß ein Scheitern das mühsam erreichte Gleichgewicht in Mit^ teleuropa zerstören müßte.

Am 4. Oktober 1922 - vor 60 Jahren — wurden die Genfer Protokolle unterzeichnet, in. denen sich Österreich verpflichtete, in den nächsten 20 Jahren seine Unabhängigkeit nicht aufzugeben. Für eine Anleihe von 650 Millionen Goldkronen wurden die Einnahmen aus Zöllen und Tabakregie verpfändet. Ein Reform- und Sanierungsprogramm mit schmerzlichen Eingriffen sollte in zwei Jahren das Budget in Ordnung bringen.

Die Deutschnationalen lehnten die Sanierung ab, weil sie die Hoffnung auf einen Anschluß an das Reich zunichte machte. Die Sozialdemokraten waren dagegen, weil sie die sozialen Errungenschaften von 1919 gefährdet sahen.

Die Sanierung gab Osterreich eine Verschnaufpause. Die innenpolitischen

Schwierigkeiten verhinderten eine endgültige Gesundung der Wirtschaft.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung