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Gesammelt

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Alfred Kolleritsch bietet „Verstreutes, Gesammeltes”, wenig Erzählerisches: Die Erzählung „Die Ebene” ist ein Stück dichter Prosa, das Prosastück „Von der schwarzen Kappe”. In dem philosophischen Essay „Der Einzelne und das Allgemeine” sagt die Gesprächspartnerin des philosophierenden Mannes: „Du kannst so herrlich erzählen und mich fesseln. Kaum bringst du das Erzählte in einen größeren Zusammenhang, machst du es mit deinen Gedanken tot.” Mit diesem Satz rührt Kolleritsch an das Spannungsverhältnis und die Problematik seiner erzählenden Prosa.

Das Thema der Macht taucht in den meisten Essays auf. Der Oberlehrer („Von der schwarzen Kappe”) als Schicksalsgestalt kehrt noch einmal wieder in einem autobiographischen Essay „Von der Unwahrheit der Wahrheit”. In „Die Gleichheit als Feind” findet sich die Feststellung, daß der einzelne das Opfer gebheben ist.

Zu den stärksten Prosastücken des Bandes gehört der „Brief an Julian”, den sechzehn Monate alten Sohn, mit dem Bekenntnis: „Wir sollen dem fernbleiben, was einer Idee dient. Wir wollen lernen, was in unser Sehen eingeht.” Mag dies alles auch „Verstreutes” sein — es läßt sich kein besserer Zugang denken zu der Gedankenwelt des Autors.

GESPRÄCHE IM HEILBAD. Von Alfred Kolleritsch. Residenz Verlag, Salzburg, 1985. 150 Seiten, Ln., öS 178,-.

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