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Geschichtsende?

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Seit dem Revolutionsjahr geht ein Gespenst durch die Welt, genauer: Francis Fukuyama habe es in die Welt gesetzt, das Gespenst vom „Ende der Geschichte”. Seither wird die These viel diskutiert - aber doch meist am eigentlichen vorbei. Wenn die Idee von einem Ende der Geschichte sich auch jüdisch-christlichen Ursprüngen verdankt, liegt die Provokation doch darin, daß der Mensch der Neuzeit vermeint, in autonomer Kompetenz das „Ende” erwirken zu können - als

Paradies einer für alle wohlgeordneten Welt.

Martin Meyer, Feuilleton-Chef der Neuen Zürcher Zeitung, geht diesen Verwicklungen nach: Sein Büchlein „Ende der Geschichte?” setzt also nicht eine These, sondern spürt der Frage nach, wie es mit dieser Idee in der europäischen Geistesgeschichte des 20. Jahrhunderts bestellt sei - und gewinnt erstaunliche Erkenntnisse: Neben dem Hegel-Interpreten Alexander Kojeve werden Carl Schmitt und Leo Strauss befragt, insofern sie die Wendung zur Selbstermächtigung neu definierten. Was aber wäre eine Welt der „totalen Anerkennung”, der verwalteten Glückseligkeit, der absorbierten Bedürfnisse? Wo bliebe das Wünschen und Trachten, das Begehren und Lieben?

Diese und ähnliche Fragen stehen am Ende der Geschichte - als Pensum der Nachdenklichkeit. Das Buch ist in bestem journalistischen Stil geschrieben, anregend und informativ.

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