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Geschmacklos1."

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Das deutsche Femsehen tut viel für die Geschichtsbewältigung. Zurzeit läuft im 1. Programm (ARD) eine Serie des Süddeutschen Rundfunks mit dem Titel Europa unter dem Hakenkreuz", in der europäische Städte und deren Bezug zum Nationalsozialismus dargestellt werden.

Vor einiger Zeit war Wien an der Reihe. Richtigerweise wurden zuerst einmal Hitlers Jahre in Wien beleuchtet. Dann wurde in gut der Hälfte des einstündigen Filmes die mehr oder minder fachkundige Führung einer Wiener Gymnasialklasse im ,J)oku-mentationsarchiv des Osterreichischen Widerstands" gezeigt. Nicht etwa der Druck des Nationalsozialismus auf Österreich oder die Terroranschläge der Nazis waren der Gegenstand der Führung, sondern die etwas einseitige Betrachtung der sicherlich nicht rühmlichen Geschichte der Ersten Republik.

Man kann durchaus zu den Ereignissen Schattendorf und Justizpalastbrand

(1927), A usschaltung des Parlaments (1933), Bürgerkrieg (1934) und Ständestaat aufgrund des betreffenden politischen Standortes verschiedener Ansicht sein. Sie darf aber nicht, wie im konkreten Fall, einseitig oder gar geschmacklos ausfallen. Bundeskanzler Engelbert Dollfuß wegen seines kleinen Wuchses vor Gymnasiasten und den deutschen Fernsehzuschauern mehrmals lächerlich zu machen, seinen Opfertod hingegen nur kurz zu erwähnen, ist schlicht geschmacklos!

Wer immer ,daran Schuld hat: Der ORF sollte bei einer etwaigen Übernahme der Serie aufpassen. Denn mit solchen Geschmacklosigkeiten läßt sich keine historische Bewältigung treiben.

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