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Glanz und Elend des Alltags

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Ein „Don Carlos“, der auf dem Papier aufregendes Operntheater versprach: Mit Mark Ermler, dem hervorragenden Kapellmeister des Moskauer Bolschoi-Theaters, russischen Stars,' wie Atlantow, Nesterenko, der Mi-laschkina. Die Pechlawine kam mit der Absage Carlo Cossuttas ins Rollen. Ein Tenor namens Lazzaro sprang ein. Man hörte ihn über lange Strecken nicht. Und wenn, dann eine enge, etwas gequetschte Stimme. Er brachte auch prompt ein Buhkonzert in Gang, das den Abend bis zum Ende bestimmte. Doch auch ein so prominenter Sänger wie Atlantow versagte: Der berühmte Tenor sang erstmals in Wien eine große Baritonpartie - den Marquis Posa. Kraftvoll auftrumpfendes Material, aber stark nasalierend in der Höhe, unsicher in der Tiefe. Auch er erntete Buhs, denn seine Stehplatzfans wollten Atlantow doch lieber als Tenor hören.

Auch Bolschoi-Primadonna Tamara Milaschinka war in keiner sonderlich guten Verfassung: Ihre Elisabeth wirkte hausbacken und farblos. Auch stimmlich. Eva Randova, sonst eine besonders verläßliche Eboli, konnte sich da nicht recht erwärmen. Lediglich Eugen Nesterenko sang und spielte einen aufregenden Philipp:,mit prächtigem schwarzem Timbre und klarer Diktion. Ein Abend des Durchschnitts also. Langeweüe auch im Orchester. Trotz Mark Ermler, der eigentlich ein sehr temperamentvoller Dirigent ist und vor kurzem einen prächtigen „Boris“ leitete. Manchmal geht aber einfach alles daneben. Glanz und Elend des Repertoirebetriebs. Wer vermag ihn noch zu steuern?

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