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Götter und Gespenster

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Zur „Theogonie“ des Hesiod hat der junge Graphiker Ernst Skricka sieben mehrfarbige und sechs einfarbige Radierungen geschaffen und sie derzeit zusammen mit anderer Druckgraphik und einigen Studienblättern in der Künstlerhaus-Galerie ausgestellt. Skriöka sieht seine Götter weitgehend als ungeformte und ungeschlachte Riesengestalten, die entfernt an Kubins „Krieg“ erinnern und gigantischen Amphibien näherstehen als dem Menschen. Aber die mangelnde Artikulation und Gliederung ist durchwegs eine Eigenheit seiner Figurenwelt, die sichtlich auch unter dem Einfluß eines vergröbert aufgefaßten Goya steht, wie andere aphoristisch moralisierende Blätter zeigen. Von den technisch und handwerklich ausgezeichnet gearbeiteten Radierungen überzeugen die einfarbigen meist mehr als die mehrfarbigen, während die Studienblätter die summarisch formulierende Zeichnung des auch an Hrdlicka orientierten surrealen Expressionisten bestätigen.

Das „Kunstkabinett in der Riemergasse“ setzt ssine Reihe von Ausstellungen japanischer Holzschneidekunst mit einer besonders reizvollen und seltenen Schau über „Japanische Grotesken und Geisterszenen im Vkiyo-e“ fort. Sie bringt eine große Anzahl von äußerst interessanten und auch raren Blättern, die die ganze — zum Teil auch amüsante — Vielfalt des japanischen Geister- und Dämonenglaubens, japanischer Märchen und Legenden, ahnen lassen. Unter der hier vertretenen Künstlern findet man neben weniger bekannten oder anonymen auch so erlauchte Namen, wie den desHokusa, der unter anderem mit einer Ansicht des Fuji mit einem Drachen vertreten ist, während man von Toyokuni auch ein schönes Blatt mit einem in eine Kröte verwandelten Samurai sehen kann. Von Yoshi-Toshi findet man nicht nur einen furchtlosen Samurai, den ein fledermausartiges Gespenst wenig beeindruckt, sondern auch eine dämonische Giftmörderin, während ein verzauberter Feuerwächter, ein verfluchter Pferdeesser, bizarre Drachen, Riesen und Fetzengeister von Sekiyen stammen. Man sollte es nicht unterlassen, auch die aufliegenden Blätter durchzusehen, da hier zahlreiche Beispiele der Dämonisierung des Alltags im Volksglauben des alten Japan zu finden sind. Hier wimmelt es von den teils bösartigen, teils gutmütigen Lampion-, Instrumenten-, Kimono- und Wandschirmgeistern — unter denen auch die koboldartige Figur des Dachses immer wieder zu finden ist. Eine faszinierende Schau.

Einen interessanten Gast aus Solingen stellt die Art Gallery Christian M. Nebehays mit Werner Bruttig vor. Brattig hat eine eigene komplexe Monötypietechnik entwik-kelt, die „Fendillage“, die eine sehr differenzierte Weiterentwicklung der Flach- oder Glasdruckmonotypie darstellt. Die Resultate — Brattigs Graphiken — sind durchwegs hübsche, dekorative und flächige Abstraktionen, die Motive von starkem strukturellem Reiz — Zäune mit ihrer Maserung, Vegetativ-Pflanzliches und Tiere — verarbeiten, sie sicher in der Fläche verspannen und, vor allem in den verschiedenen „Städte“-Bildern, die Herkunft von Klee nicht verleugnen.

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