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Granit - harter Kern unseres Kontinents

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Martin Felhofer, Abt des Stiftes Schlägl, trägt ein Pektorale besonderer Art, ein in Silber gefaßtes Kreuz aus Granit und Holz. „Dieses Kreuz”, so der Abt, „ist Sinnbild für Gabe und Aufgabe. Granit ist das harte, aber zuverlässige Fundament für alles Sein. Holz ist der lebendige Organismus, der zum Wachsen und Reifen drängt”.

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Martin Felhofer, Abt des Stiftes Schlägl, trägt ein Pektorale besonderer Art, ein in Silber gefaßtes Kreuz aus Granit und Holz. „Dieses Kreuz”, so der Abt, „ist Sinnbild für Gabe und Aufgabe. Granit ist das harte, aber zuverlässige Fundament für alles Sein. Holz ist der lebendige Organismus, der zum Wachsen und Reifen drängt”.

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Für eine gute Weile muß er sich freilich mit einem Ersatz bescheiden, denn das Kreuz ist eines der zahlreichen Exponate, die bis 3. Oktober im Meierhof des Stiftes gezeigt werden.

„Granit - Stein für die Ewigkeit” drängt sich als Thema geradezu auf für einen Ort, der nicht weit von der Stelle liegt, an der Bayern, Böhmen und Österreich einander berühren, in diesem Land nördlich der Donau, wo man nur ein wenig an der Krume kratzen muß, um auf jenes Urgestein zu stoßen, das so etwas ist wie der harte Kern Europas.

Und es bot sich an für ein Stift, in dem man dem Granit auf Schritt und Tritt begegnet, angefangen von dem kunstvoll aus Quadern gefügten Tor bis hinunter in die romanische Krypta mit ihrem Fratzenkapitell. Was nicht niet- und nagelfest ist und aus Granit, wanderte in die Ausstellung. Eine Gesichtskonsole aus dem 13. Jahrhundert, die bei Grabungen zum Vorschein kam. Ein stei-nener Mönch, der vor kurzem angekauft wurde und in dringendem Verdacht steht, ein Schlägler Ureinwohner gewesen zu sein, eine Brunnenfigur im Stiftshof vielleicht. Ein frühbarocker Opferstock, 1648 von Hans Getzinger aus Haslach geschaffen. „GOT ZV LOB VND EHR”, las man, wenn man das Gotteshaus betrat. Wenn man es voll guter Vorsätze verließ, las man die Kehrseite: ,LEG DEIN GAB HER”

Aber die Ausstellung ist keine Schlägler, auch nicht eine Mühlviert-ler Angelegenheit. Granit gibt es auch anderswo. Zum Beispiel in Ägypten. Man mußte ihn zwar an die tausend Kilometer aus dem Süden nach Memphis schaffen, aber man wußte: Es ist Stein für die Ewigkeit. Eine Sitzfigur aus der Zeit um 2250 v. Chr., die im Pyramidenbereich von Gizeh gefunden wurde, ist das älteste Exponat. Fast tausend Jahre jünger ist die Fingerspitze von einer jener Kolossalfiguren, die so hoch waren wie ein fünf-stöckiges Haus. Der sogenannte Kopf des Alexander und ein Torso mit einer Ähre stammen aus dem ersten vorchristlichen Jahrhundert.

Von der Römerzeit an kommen die Beispiele für die Bedeutung des Granits in der Kunst aus dem heimatlichen Raum, vom Grabstein eines Kriegers aus Lentia bis zu originalen gotischen Bauteilen aus der Linzer

Gangolf Kapelle oder der Burg Oberwallsee. Anhand von mittelalterlichen Bau- und Steinmetzverträgen oder Werkzeugen entsteht ein lebendiges Bild mittelalterlicher Steinverarbeitung. Im Zeitalter des Barock spannt sich der Bogen von Josef Munggenasts „Granit”-Turm der Stiftskirche Zwettl bis zu den formenreichen Marterln und Bildstöcken. Auch der 1924 geweihte neue Linzer Dom wurde großteils aus Mühlviertler Granit errichtet. Wenn von Granit die Rede ist, darf Stifter nicht fehlen. Seinem Andenken sind zwei Kompositionen gewidmet, von Augustinus Franz Kropfreiter das Bläserquintett „Bunte Steine”; von Rupert Gottfried Frieberger das Streichquartett „Granit” das am 15. August uraufgeführt wird.

Stein für den Alltag

Auch die Malerei ist vertreten: St. Stephan, Schutzpatron all derer, die mit Steinen zu tun haben, Adalbert Stifters Steinstudien, Bilder zum Thema von Franz von Zülow und Albrecht Dunzendorfer, aus der jüngeren Generation von Maria Moser, Claudia Steiner und Henk Stolk.

Hannes Etzlstorfer, dem wissenschaftlichen Leiter, war es nicht um eine Kunstausstellung im engeren Sinn zu tun. Der Granit wird als Mineral vorgestellt, als Baustein für Kathedralen und Straßenpflaster, in der Natur- und Kulturlandschaft. Da sind Totenleuchten, Kreuzsäulen und Bildstöcke zu sehen, Modelle von Kirchen und Burgen, Fotodokumentationen alter Bauernhäuser mit ihren scheckigen Mauern, Bilder vom Linzer Dom, und von Tür- und Fensterrahmen, Bänken und Stufen, Mostpressen und Wassergrandern, Krautbottichen und Futtertrögen. Granit: Stein für den bäuerlichen Alltag. Ein Stein, der hält, was er verspricht.

Die Ausstellung ist täglich außer Montag von 10 bis 17 Uhr geöffnet.

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