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Großjagd auf Mussolini-Jünger

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Auf der Suche nach dem Urheber der Bombenexplosion von Brescia, der sechs Menschen zum Opfer gefallen sind, entdeckten die Karabinieri in den unwegsamen Bergen hinter Rieti ein Trainingslager der SAD (Squadre d'Azione Mussolini). Bei ihrem Auftauchen eröffneten die Jünger des Duce das Feuer auf die Militärpolizisten und verletzten zwei Karabinieri lebensgefährlich. Der zu-

rückgebliebene dritte Karabinieri tötete mit einer MG-Salve einen der faschistischen Heißsporne und zwang die übrigen zum Rückzug.

Was sich als friedliches Camping darbot und den hochtrabenden Namen „Europa-Civilta“ trug, entpuppte sich als ein gefährliches Waffenlager der rechtsextremistischen SAM-Organisation, die wegen ihrer unzimperlichen Aktionen zur Restau-

ratiön des Duce-Regimes in den letzten Jahren Berühmtheit erlangt hat. Auf dem Viminal, dem Sitz des Innenministeriums, wo die Fäden der Sicherheitspolizei zusammenlaufen, wurde emsig geprüft, ob dieses Waffenlager im Rascino-Gebirge in Verbindung mit den vielen Terroranschlägen der letzten Wochen und Monate stehen könnte oder gar als

Ausgangsbasis für das Blutbad von Brescia diente.

Nach der Entführung Mario Sossis, des Staatsanwaltes von Genua, hat vor einem Monat eine anonyme Stimme der Polizei den Namen des Rascino-Gebirges als Versteck der Roten Brigade genannt. Bis zur Stunde sucht die Polizei vergeblich nach dem Zufluchtsort dieser Brigade, die vielleicht gar nicht rot ist, sich also nur „Rote Brigade“ nannte, um den Verdacht auf die Linksextremisten zu lenken.

Bei der Verhaftung Paolo Ferraris, eines angeblichen Rädelsführers der Roten Brigade, sei Propagandamaterial der Aktionsgruppe Mussolinis zum Vorschein gekommen, meldete das staatliche Fernsehen RAI. Im

faschistischen Trainingslager, hoch oben auf dem Rascino-Gebirge, wo vielleicht Sossi vier Wochen lang versteckt gehalten wurde, sollen anderseits Dokumente der Roten Brigade gefunden worden sein.

Ist die Brigade wirklich rot, so scheint sich die alte Weisheit „les extremes se touchent“ einmal mehr zu bestätigen. Ist sie aber nationalistisch oder faschistisch, so haben Polizisten und Karabinieri einen doppelten Grund, mit aller Härte gegen die Schwarzhemden und ihre Vorder- und Hintermänner vorzugehen. Dann rechtfertigen sich allerdings auch die 120 Haussuchungen, die jetzt in Turin, Mailand, Verona und anderen italienischen Städten im Gang sind.

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