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Haltlos

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In seinem jüngsten Roman schreibt der 1959 in Zürich geborene Autor Dante Andrea Fran-zetti von Elementen seines Lebens, die zugleich von der mit ihm herangewachsenen Generation erfahren wurden: das Gefühl tiefer Fremdheit und verlorenes Taumeln zwischen Anpassung und Aufbäumen.

Diese Elemente läßt Franzetti in den ungleichen Kindern einer italienischen Einwandererfamilie fortwuchern. Amelio und Gianluca, deren Entwicklung einen unterschiedlichen Verlauf nimmt, agieren letztlich vergeblich im verzweifelten Versuch der Selbstfindung. Zwischen bösartigem schulischem Drill und dem stupiden „Slam!“ und „Crack!“ der Comics vermögen sie keinen inneren Halt, keine Verankerung ihrer pubertären Erlebnisse zu finden. Fraglich bleibt bis zuletzt, ob die Identifikationsfiguren aus literarischen Gegenwelten da noch retten können: Italo Calvinos „Baron auf den Bäumen“, Cosimo, und Hamlet, Prinz von Dänemark.

Denn der Roman schiebt sich unmerklich vom Dokumentarischen in eine verrätselte Wunsch-bildhaftigkeit, die das Scheitern auflöst, deren Wortklang Erfüllung andeutet, die Möglichkeit wahrhaften Seins erschließt.

COSIMO UND HAMLET. Roman von Dante Andrea Franzetti, Verlag Nagel & Kimche AG, Zürich 1987. 207 Seiten, Pb., öS 249.60.

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