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Haubenstock: Triumph in Graz

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Roman Haubenstock-Ramati hat mit seiner Oper „Amerika" recht behalten: Mit der Uraufführung der neuen Fassung im Rahmen des „steirischen herbstes" in der Grazer Oper erlebte er einen beispiellosen Triumph. Kafkas „Amerika"-Roman wurde von Haubenstock zu 24 Szenen von zwei Stunden Dauer und extremen (gesangstechnischen) Ansprüchen komprimiert: Bilder aus dem Leben des jungen Karl Roßmann, der von seinen Eltern aus Prag in die Neue Welt geschickt wird.

Für K. ist es der Weg in eine Verstö-rung. Ein „Vertriebener" stößt im dunklen Haus Amerika Türen auf, findet dahinter nur Brutalität, Gemeinheit, grellen Glamour. Karl, der Anti-held - ein Opfer des „amerikanischen Traums", seiner Himmel und Höllen.

Entscheidenden Anteil am Erfolg hat das ideale Team: Regisseur und Choreograf Rudi van Dantzig, Bühnenbildner Toer van Schayk und der souveräne junge Dirigent Beat Furrer stellen in Haubenstocks gestrüpphaft verwucherten Klangraum einfache Bildsignale. Schiffsreling, Heizraum,

New Yorks Freiheitsstatue, die abgetakelte Show einer feisten, alten Mae West und ihr Badezimmer, das Emigrantenhotel Occidental: Das sind die Versatzstücke auf Karls Weg zwischen Wirklichkeit, Ironie, Traum und Alptraum. Vor allem Eugen Procter als Karl liefert die klinische Studie eines Emigranten im „freiesten aller Länder". Haubenstocks Alptraum ist ein Meisterwerk.

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