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Hauch von Poesie

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Das dritte Buch Brigitte Schwaigers, das in die Heimat ihrer Kindheit nach Freistadt in Oberösterreich führt, macht erneut deutlich, wie sehr ihre Fähigkeit zu schreiben an eigene Erlebnisse gebunden ist. Diesmal schildert sie — mit dem Ruch des Süßlichen — den Katholizismus, den sie auf Schritt und Tritt in der Klosterschule einatmete und der sie beim Nachdenken zu immer neuen Fragen führte, zum Beispiel, was der Pfarrer mit den vielen Sünden macht, die ihm im Beichtstuhl anvertraut werden, und was der liebe Gott damit macht, wenn der Pfarrer sie ihn wissen läßt.

Erinnerungsfetzen an Erinnerungsfetzen zu reihen ist die Technik, in der sie die kindliche Mentalität des Nichtwissens und Nichtverstehens Gestalt gewinnen läßt. Was ihre kindliche Seele am tiefsten verletzt hat, ist die stereotype Antwort der Erwachsenen auf ihre Fragen: das verstehst du nicht — im Unterschied zu der „lieben Schwester Thad-däa", die nicht sagte: das verstehst du nicht, „sondern sagt, daß wir das gleich verstehen werden".

Der Reiz der Lektüre liegt in dem bunten Durcheinander der Mosaiksteine; ein Hauch von Poesie umgibt die Schilderung dessen, was das Kind in sein Bewußtsein aufnimmt.

DER HIMMEL IST SÜSS. Eine Beichte. Von Brigitte Schwaiger. Albrecht Knaus Verlag, Hamburg 1984. 280 Seiten, Ln., öS 232,50.

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