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Heiter, aber lang

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„I Disingannati”, die zweite Oper bei den Festwochen der Alten Musik, war als Innsbrucker Eigenproduktion deklariert, obwohl Musiker („La Petite Bande”), Dirigent (Sigiswald Kuijken), Regisseur (Philippe Lenael) und Ausstatter (Thierry Bosquet) aus Westeuropa kamen, wo auch Kostüme und Dekorationen entstanden waren. Aber das Werk selbst ist vom Wiener Kaiserhof, wo es im Fasching 1729 uraufgeführt wurde und seitdem vergessen war: „I Disingannati” von Antonio Caldara, eine freie Bearbeitung von Molieres „Misanthrope”. Nicht der Menschenfeind Alceste steht im Mittelpunkt, sondern die von ihm geliebte, von vielen anderen umworbene Celimene. Als sie endlich erkennen müssen, daß die Flatterhafte nur spielen will und zu einer emsthaften Liebe (noch?) nicht fähig ist, sind sie „Die Gewitzigten”. Sojedenfalls wird der Titel der Oper übersetzt, die der neuseeländische Musikwissenschaftler Brian W. Pritchard für die Aufführung bearbeitet hat. Leider konnten sich die Spezialisten für Alte Musik, die hier aufs Angenehmste zusammenwirkten, von keiner Note trennen. Hätte die Aufführung nur drei statt vier Stunden gedauert, man könnte das Werk auch „normalen” Bühnen empfehlen. Die Musik stellt keine hohen Ansprüche, dringt nicht in Seelentiefen, bietet aber angenehme Unterhaltung und den Sängern ergiebige, nicht unlösbare Aufgaben. Wer ahnt schon, was in den Ablagerungen der Operngeschichte alles schlummert! Ausstattung und Regie hauchten alter Aufführungspraxis frisches Leben ein.

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