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Heitere Wissenschaft

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Immer noch gilt vornehmlich im deutschsprachigen akademischen Bereich Schwerfälligkeit und Schwerverständlichkeit als höchstes Indiz für Wissenschaftlichkeit und Qualität.

Luciano De Crescenzo» ehemaliger Manager und Neapolitaner, zeigt dagegen, wie lebendig und anschaulich Philosophie sein kann, wenn man es wagt, den musealen Grauschleier der philologisch verschütteten Tradition wegzuziehen. Thaies, Anaximan-der, Heraklit und Pythagoras werden unversehens zu lebendigen Gestalten, wie sie das heutige Süditalien ebenso bevölkern könnten wie die griechischen Strände.

Immer wieder führt De Cres-cenzo zwischendurch Gespräche mit lebenden Nachtportieren, Aussteigern und Anwälten, die für ihn den Geist der Philosophie mehr weiterzutragen scheinen als die beamteten Philosophieprofessoren.

Was philosophisches Denken sein kann, woher es entspringt und wie es weiterwirkte — das alles vereint De Crescenzo auf wenigen Seiten. Und wenn Anwalt Tanucci einen kleinen Gauner gegenüber dem großen, Plastiktaschen teuer verkaufenden Markenhersteller in Schutz nimmt, dann knüpft er an das vorangegangene Kapitel über die Sophisten an. Philosophie ist auch etwas Vergnügliches — diese längst verschüttete Einsicht ruft uns De Crescenzo mit einem brillant geschriebenen Werk wieder ins Gedächtnis.

GESCHICHTE DER GRIECHISCHEN PHILOSOPHIE. Von Luciano De Crescenzo. Diogenes-Verlag, Zürich 1985.234 Seiten, Ln., öS 224,70.

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