Der neue Lehrplan der Allgemeinbildenden Höheren Schulen verlangt von den erziehenden Kräften Österreichs die Hinführung der Jugend ,fur Bereitschaft, sich für den demokratischen Rechtsstaat aktiv einzusetzen, zur Bereitschaft zu Kommunikation und Kooperation, zu kritischer Toleranz und zur Verständigung“.
Der Schüler, der sich darum am Vormittag bemüht, muß am Abend vor dem Bildschirm zur Kenntnis nehmen, daß der Bundeskanzler dieser Republik davon spricht, einem gewählten Obmann einer im Parlament vertretenen Partei „politisch nie die Hand“ zu reichen. Kurz darauf muß der Schüler erleben, daß der Vorsitzende einer staatstragenden Partei andere Staatsbürger gruppenweise mit schwarze Populisten, blaue Demagogen und grüne Phantasten“ abqualifiziert.
Derartiges politisches Agieren führt zwangsläufig dazu, daß die Jugend nicht bloß demokratische Zielvorstellungen, sondern die Schule an sich in Frage stellt und sich vom politischen Geschehen abwendet.
Denn dem demokratisch agierenden Pädagogen wird solcherart der Boden unter den Füßen weggezogen. Die Schule wird zu einer pädagogischen Provinz reduziert. Der Lehrer fühlt sich in seinem demokratischen Selbstverständnis total mißachtet, die Erziehung zum toleran-' ten Staatsbürger erscheint ihm sinnlos...
