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Historische Verantwortung

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Die Schatten der Geschichte sind lang - die volle Wahrheit der Ereignisse kommt oft erst zu spät für die Betroffenen ans Licht. Eine Ringvorlesung an der katholisch-theologischen Fakultät der Universität Wien fragte nach der Verantwortung angesichts der historischen Trendwenden in Lateinamerika und in den postkommunistischen Staaten.

Der nun von dem in Wien lehrenden Moraltheologen Günter Virt herausgegebene Sammelband weist je vier Beiträge aus den Schwerpunkten aus: Nach einem historischen Überblick über die Conquista mit Auszügen aus dem Bericht des Bartolome” de Las Casas fragt Johannes Scha-sching direkt, ob die „katholische Soziallehre in Lateinamerika versagt” habe? Wenn bezüglich der Theorie eine nicht ganz eindeutige Antwort gegeben werden muß, darf die Praxis der kirchlichen Solidaritätsarbeit der letzten Jahrzehnte vielleicht milder beurteilt werden.

Was den Osten betrifft, beleuchtet der Wiener Ostkirchenexperte Ernst Suttner das Verhältnis von römischer und russischer Kirche, während ein

Geheimpriester der Untergrundkirche der ehemaligen Tschechoslowakei als „Insider” zu berichten weiß und die damals übernommene Verantwortung weiter tragen möchte. Schließlich reflektiert der Moderator des runden Tisches in der ehemaligen DDR die Rolle der katholischen Kirche im deutschen Einigungsprozeß. Abschließend erläutert der Publizistik-Professor Maximilian Gottschlich das Problem historischer und moralischer Bewußtseinsbildung im Medienzeitalter.

Ein Anliegen, das alle Beiträge durchzieht, ist das der Bekehrung der Europäer angesichts der Wandlungen im Umfeld, sei es in Lateinamerika oder im ehemaligen Ostblock: Unsere Verantwortung den dort lebenden Menschen gegenüber ist und bleibt gebunden an unsere Verantwortung unseren Kindern gegenüber, die auf dieser Welt mit deren Nachkommen leben werden.

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