7076545-1993_20_15.jpg
Digital In Arbeit

Höhle der Geburt

Werbung
Werbung
Werbung

Steve Reich, der gefeierte „Minimali-sten"-Papst Amerikas, und die Videokünstlerin Beryl Korot erarbeiteten für den Wiener Messepalast ihre Videooper „The Cave", ein ungewöhnliches Dreistundenwerk - „die Erforschung eines neuen Kontinents", wie Reich meint.

Als Thema wählte Reich den biblischen Abraham und seine Familie, die Frauen Sara und Hagar und die

Söhne Ismael und Isaak, die zu Leit-figuren des Judentums und der Moslems wurden. „Wer ist Abraham?" lautete die Frage, die Reich und Korot in Hebron, am Grab Abrahams, und in den USA an Juden, Palästinenser, Moslems, Amerikaner stellten. Die Antworten - darunter skurrile wie „ein James Dean der Bibel" - wurden auf Video aufgezeichnet. Sie dienen nun der dreiaktigen Operncollage „The Cave" als Beweismaterial in einem kulturhistorisch-philosophischen Verfahren um Abraham und seine Bedeutung für die Völker des Nahen Ostens.

Hart geschnittene Videos und Reichs Musik (vier Sänger, Streichquartett, elektrisch verstärktes Instrumentarium, Computer) laufen in einem Stahlgerüst simultan ab. Oper wird zum psychologisch geführten Eingrenzungsprozeß, an dessen Ende der Zuschauer auf „The Cave" stößt, das Grab Abrahams, seiner Frauen, der Patriarchen und Adams und Evas. Das Grab als mystisches Tor zum Paradies, das im großen Finale mit jubelnden Sopranen und metallisch gleißenden Himmelsklängen gefeiert wird.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung