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Hollands Blüte

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Die Sezession der republikanischen Generalstaaten von ihren habsburgischen Bedrückern im Jahre 1581 leitete Hollands goldenes Zeitalter ein, dessen sozialem

Grundriß der englische Historiker Simon Schama nachspürt. Die detailreiche, mentalitätsgeschichtlich orientierte Untersuchung gilt einer Gesellschaft, die zwischen 1550 und 1650 ihre Bevölkerungszahl , verdreifachte und neben einem auf Handel beruhenden Wirtschaftsleben wissenschaftliche, religiöse und künstlerische Großtaten hervorbrachte.

Nicht zum wenigsten erklärt sich diese kulturelle Blüte, wie Simon Schama zu belegen vermag, aus den durch die nationalen Befreiungskriege mobilisierten sozialen Energien, deren Formierung und Gestaltung durch die Postulate der calvinistischen Ethik geprägt waren.

Reiches Quellenmaterial illustriert die Entstehung einer Sinnwelt der frühen Bürgerlichkeit, deren negative Begleiterscheinungen aus ihrer ökonomischen Wurzel, der schrankenlosen Geldwirtschaft, resultierten. Diesen düsteren Phänomenen der Sittenlosigkeit und Prostitution schenkt der Autor wohl über Gebühr Aufmerksamkeit, er legitimiert sie sogar als notwendige Voraussetzung positiver moralischer Normen. Solcherart gelangt Schama zu einer dualistischen Metaphysik von Tugend und Laster, Materialismus und Idealismus, welche den historischen Erklärungswert seiner Analyse deutlich mindert.

UBERFLUSS UND SCHONER SCHEIN. Zur Kultur der Niederlande im goldenen Zeitalter. Von Simon Schama. Kindler Verlag, München 1988. 717 Seiten, öS 530,40.

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