6853640-1977_05_13.jpg
Digital In Arbeit

Hymnisch

Werbung
Werbung
Werbung

Es setzt immer wieder in Staunen, wenn man Dr. Karl Böhm beim Dirigieren zusieht: Wie sparsam und zugleich elastisch, wie präzise er schlägt, obwohl er vieles nur andeutungsweise angibt, wie temperamentvoll er mit seinen 82 Jahren Werkkolosse wie Beethovens „Neunte” mit Spannung füllt und monumentale Klangarchitektur aufbaut. Man muß es vorausschicken - es war diese „Neunte” eine besonders festliche Aufführung, in der es vor allem auch darum ging, Böhms seit vielen Jahren herzliches Verhältnis zur nun seit 50 Jahren bestehenden Konzertvereinigung Wiener Staatso- pemchor zu demonstrieren. Und der Chor hat sich erneut als ein Superinstrument erwiesen: Größe und Volumen der einzelnen Stimmgruppen, die Schönheit des Gesamtklangs, die Homogenität dieses Hymnus „an die Freude” machten imponierenden Eindruck.

Böhm dirigiert die „Neunte” ungewöhnlich scharfkonturig. Klanghärten kostet er geradezu aus, dramatische Kontraste spielt er stellenweise bewußt in den Vordergrund und setzt damit um so stärkere Kontraste zum gefühlvoll aussingenden Adagio. Und seinen Philharmonikern heizte er geradezu ein. Sie schwelgten in üppigen Farben. Das Solistenquartett wirkte daran gemessen unausgeglichen: Helen Donat fallt natürlich durch ihren herrlich-: lügen Sopr . auf; Margarita Liloi ». ‘neit sich Jzu diskret im Hintergri , desgleichen Wieslaw Ochmann, dar für den erkrankten Peter Hofmann einsprang und Walter Berry - wie stets der pathetisch und mit Baßglanz auftrumpfende Interpret des „Freunde, nicht diese Töne”!

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung