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Im Frauenlager

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Von Schmutz und Ungeziefer gepeinigt, drangsaliert von vulgären Wärtern und sadistischen Aufseherinnen, in Not und Krankheit, von bohrendem Hunger und eisiger Kälte gequält — so vegetieren sie dahin: Frauen, dem roten Imperium mißliebig, wegen ihres Glaubens, ihrer Gesinnung oder ihrer Volkszugehörigkeit verfolgt.

Die Ukrainerin Irina Ratu-schinskaja, verhaftet wegen des Verfassens religiöser Gedichte, hat nun einen eindrucksvollen, unprätentiösen und nüchternen Bericht aus dieser Hölle vorgelegt. Ihr Leidensweg durch sowjetische KGB-Gefängnisse, Zuchthäuser und Arbeitslager führt sie in eine dem naiven Westen verdeckte Welt.

Der erschütterte Leser wird zum Zeugen elender Lebensschicksale, die der Hoffnung entbehren: Da ist die Lettin Lasma-ne, 1925 in Freiheit geboren, welche die Massendeportation des Jahres 1941 erlebt und für ihre religiöse Haltung mit jahrzehntelanger Haft bestraft wird. Da ist Lagle Parek, die hellhaarige Est-nin, deren Vater nach dem Kriege ermordet und die mit der Mutter nach Sibirien verschleppt wird. Da sind Tausende Namenlose, in täglicher verzweifelter Auseinandersetzung mit dem immer noch brutalen System.

Möge dieser Schrei aus der Düsternis nicht ungehört verhallen!

GRAU IST DIE FARBE DER HOFFNUNG. BERICHT AUS EINEM FRAUENLAGER. Von Irina Ratuschinskaia. Albert Knaus Verlag, München 1988. 352 Seiten. öS 296,40.

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