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Im Klangrausch

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Claudio Abbado und die Wiener Philharmoniker führten im Wiener Musikverein Arnold Schönbergs -1913 in diesem Saal uraufgeführte - „Gur-re-Lieder" auf. Und demonstrierten, daß sie das monströseste aller spätromantischen Oratorienwerke zur aufregenden Gratwanderung zwischen Klangrausch und Erlösungstheater machen können. So dicht gedrängt sieht man Philharmoniker-Scharen und Chormassen (Staatsopern-, Schönberg- und Slowakischen Philharmonischen Chor) auf Podium und Galerien höchst selten.

Die „Gurre-Lieder" schwelgen in Extremen: Schwül schillernde Melodik, feine Pastelltöne, der Zauber des Sommerwindes neben dröhnenden Orchesterentladungen, Bildern des Todes und ekstatischen Aufschreien der Wilden Jagd, die von Abbado zu einer aufregenden theatralischen Vision verdichtet wurden. Mit den Philharmonikern macht er aber auch bewußt, daß Schönberg bereits hier einen Wegweiser zur Moderne geschaffen hat: Musik, die eine Zeitenwende ankündigt. Sharon Sweet als Einspringerin sang eine Tove mit hell leuchtenden Höhen, imponierend Marjana Lipovseks Waldtaube und Siegfried Jerusalems strahlender Nordlandheld Waldemar, effektvoll Bühnenstar Barbara Sukowa.

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