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Im Labyrinth

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Sich an Erinnerungen heranwagen, in das Labyrinth der unterirdischen Stadt der Seele steigen: das ist das Hauptthema des erstmals in Deutsch aufgelegten Romans der frankoamerikanischen Schriftstellerin und Psychoanalytikerin Anais Nin.

Lillian, die Hauptfigur, hat ihre Kinder jähre in Mexiko verbracht und kehrt jetzt dorthin zurück — als Jazzsängerin in einem Nachtklub in Golconda. Ihren Mann und die Kinder läßt sie in den USA zurück. Was Lillian in Golconda erlebt, führt sie dazu, erstmals in den Abgrund der Vergangenheit zu steigen und die Dinge mit ihren eigenen Augen zu sehen.

Es ist vor allem Doktor Her-nandez, ein Arzt in Golconda, der sie zu den Erkundungsgängen in die eigene Seele ermuntert. Sein Tod nimmt Lillian schließlich die Furcht vor der Begegnung mit dem Minotaurus, der dieses unterirdische Labyrinth beherrscht. Sie erkennt, daß er kein Monster, sondern ein Teü ihrer selbst ist, der ihr Tun und Handeln bisher bestimmt hat. Nun hat der Tyrann keine Macht mehr über sie.

Anais Nin fordert den Leser immer wieder heraus. Ihre psychologische, hart ans Metaphysische grenzende Literatur erinnert stellenweise an Hermann Hesse. Ein Roman, der wie Lyrik gelesen werden will.

LABYRINTH DES MINOTAURUS. Von Anais Nin. Nymphenburger Verlagshandlung. München 1985. 242 Seiten, geb., öS 310,40.

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