Im Open House
Im Juni verzeichnete das „Open House“ mit Pierre Boulez Rekordbesuch. Nun baten Konzerthausgesellschaft und Jeunesses Musicales im Rahmen des Gastspiels des BBC Orchestra zu einer zweiten Veranstaltung dieser Art ins Konzerthaus. Programm: des jungen Engländers Harrison Birtwistle „Imaginery Landscape“, Elliot Carters Concerto für Orchester und Boulez’ neue „Eclat“-Fassung (Multiples), die auf seinem 1965 entstandenen Achtminutenstück basiert. „Man muß zuerst die Architektur jedes Stücks entdek- ken“, instruierte Boulez in ausführlichen „Opem-House“-Kommentaren seine Zuhörer und lieferte denn auch das Rüstzeug, Prinzipielles über Form- und Klangprobleme und die Technik seines Dirigierens, zum besseren Verständnis.
Im Juni verzeichnete das „Open House“ mit Pierre Boulez Rekordbesuch. Nun baten Konzerthausgesellschaft und Jeunesses Musicales im Rahmen des Gastspiels des BBC Orchestra zu einer zweiten Veranstaltung dieser Art ins Konzerthaus. Programm: des jungen Engländers Harrison Birtwistle „Imaginery Landscape“, Elliot Carters Concerto für Orchester und Boulez’ neue „Eclat“-Fassung (Multiples), die auf seinem 1965 entstandenen Achtminutenstück basiert. „Man muß zuerst die Architektur jedes Stücks entdek- ken“, instruierte Boulez in ausführlichen „Opem-House“-Kommentaren seine Zuhörer und lieferte denn auch das Rüstzeug, Prinzipielles über Form- und Klangprobleme und die Technik seines Dirigierens, zum besseren Verständnis.
Schade, daß just die Stücke weit hinter der klugen, einfühlsamen Wortinterpretation des großen Dirigenten zurückblieben. Birtwistles Stück, mit seinen Gegensätzen von statischem und melodischem Kontrastmaterial bezieht lediglich aus dieser Antithese seine Reize: im ganzen, ein wenig karg. Carters Stück, mit einem sehr interessanten Anfangsteil — Boulez nannte ihn „Geburt von Klang“ — verebbt dann allmählich als recht durchschnittliches Gebrauchsstück. Lediglich Boulez’ eigene Komposition besticht: durch das kunstvolle, streng organisierte Spiel von Farben und kombinierten Nachhalleffekten und dazwischen auftauchenden Stimmen, die gehalten werden (Bratschen).
„Hat Ihnen dieser Abend gefallen, Herr Boulez? Und wenn ja, warum?“ ließ jemand aus dem Publikum zum Abschluß der Diskussion die präpo- tent-selbstsichere Frage an den Dirigenten stellen. Und Boulez meinte: „Ich bewundere Ihre Selbstsicherheit. Ich versuche, mich immer selbst zuerst in Zweifel zu bringen, weil diese fruchtbarer sind… Je älter ich wurde und je genauer ich die Praxis kenne, desto .unsicherer’ werde ich!“