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Immer die gleichen Gespenster

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Mit allerlei Gerüchten, es werde einen Theaterskandal mit Demonstrationen geben, hatte man versucht, das Publikum für die österreichische Erstaufführung von Wolfgang Bauers „Gespenster“ zu interessieren. Der Skandal blieb aus, aber der ORF filmte fleißig das vermeintliche Avantgarde-Stück und Autobusladungen voll steirischer Landjugend kamen, um die Sesselreihen der weiteren Aufführungen im Schauspielhaus zu füllen und dabei zu lernen, was es mit der vielgerühmten Grazer Jung-Dramatik auf sich hat. Die ganze Publicitymache konnte hingegen nicht darüber hinwegtäuschen, daß „Gespenster“ ein schwaches Stück ist.

Es ist wieder dasselbe Milieu und es ist wieder die im Grunde gleiche Konstellation wie in früheren Stücken Bauers. Die außenseiterische Clique von Intellektuellen, die knapp vor dem Delirium tremens stehen, spielt wieder ihre sadomasochistischen Spiele, vollzieht sorgsam ihr Ritual bis zur grausamen Opferung. Aber dieses Ritual kennt man jetzt schon zu lange, die Gabe dramatischer Erfindung erstreckt sich bei Bauer nur auf die Änderung von Details, Text ist — bis auf ein paar geglückte Sager — eher öde und ermüdend, und die vier Akte sind bei weitem zu lang für das bißchen Handlungsidee. Zur Garnie-runig der bescheidenen Erfindung dienen wieder der Koitus auf offener Bühne, entblätterte Weiblichkeit, der Lokus und die Häufung verbaler Schweinigeleien in ärgstem Grazer Argot. Aber was vor Jahren noch als Schock seine Mission erfüllte, wirkt heute nur noch anwidernd und öde. Dazu kommt noch die sehr durchschnittliche, zerdehnende Inszenierung durch Fritz Zecha.

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