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In alten Geleisen

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Der hochgejubelte Aufsatzband des in München lehrenden Historikers Thomas Nipperdey bringt nichts Neues zur deutschen Geschichte. Wie könnten auch die vielfältigen Erscheinungen - von Luther bis Hitler -, denen sich der Autor widmet, mit seinen monotonen Rastern erfaßt werden?

Da ist zum einen ein überzeitlicher Deutschland-Begriff, der — niemals genau bestimmt oder eingegrenzt - vom Mittelalter bis in unsere Gegenwart Kontinuität vorgaukelt. Zum anderen hält Nipperdey „Modernisierung“ für das einzige Kriterium historischer Ereignisse und Prozesse.

Indem der Autor dringenden Anspruch auf Objektivität seiner Aussagen anmeldet, tappt er in den breiten Spuren hegelianischer Geschichtsphilosophie. Indem er „Modernisierung“ einseitig zur Rationalisierung erklärt, folgt Nipperdey im wesentlichen Max Weber - was gerade das euphorische Lob deutscher Bürokratie belegt.

Schließlich führt auch die einseitige Verklärung Deutschlands ins 19. Jahrhundert zurück: In die geistige Welt jenes romantischen Nationalismus, dem Nipperdey einen seiner Aufsätze widmet.

In den anderen Beiträgen behauptet der Historiker die Aktualität eines bis ins 18. Jahrhundert zerdehnten Mittelalters, setzt sich mit der Rolle christlicher Parteien und der Reformation auseinander, diskutiert die Wilhelminische Gesellschaft und entwirft ein wenig erhellendes Bild des Nationalsozialismus.

NACHDENKEN UBER DIE DEUTSCHE GESCHICHTE. Von Thomas Nipperdey. Verlag C. H. Beck, München 1986. 234 Seiten, Ln., öS 305,-.

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