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Der Film „Brust oder Keule“ war einer der großen Favoriten meiner Kindheit. Allein die Vorstellung, dass das Essen von morgen – wie der Fraß von Tricatel – aus Fabriks-Tuben quellen und als Krypto-Hendl auf dem Teller landen könnte, war Auslöser infantilen Grusels. Die Abschlussszene mit dem riesigen Maul, das den bösen Tricatel vor laufenden Kameras verschlang, gab mir den Rest. Wo wird der Arme denn verdaut? Wird er gar in seiner Fabrik faschiert? Fragen über Fragen.
Der Generationen-Konflikt zwischen dem Restaurantkritiker Charles Duchemin (Louis de Funès) und seinem gastrosophisch desinteressierten Sohn Gérard (Coluche) hat mich hingegen kalt gelassen. Nur eine Szene brannte sich ins Hirn: Jene, in der der Vater der heimlichen Zirkusleidenschaft des Sohnes auf die Schliche kommt und beim abendlichen Auftritt prompt in die Manege gerufen wird. Da sitzt er dann, Charles Duchemin, größter Gourmet französischer Zunge, bis ihn sein clownesker Sohn mit einem Kübel Wasser vom Rasierschaum befreit und ihm die Augen öffnet.
Der Zirkus Louis Knie war gottlob gnädiger. Kein Schaum, kein riesiges Messer, kein Kübel Wasser. Nur ein wenig Lustigmachen. Ein Spassettenmacher ging durch die Reihen und suchte sich ein paar Opfer aus: einen Cowboy, eine Schöne und einen polternden Rivalen. Wir duckten uns instinktiv – fast noch mehr als bei der Drahtseilnummer. Vor aller Augen komisch abstürzen, das mag man eben nicht. Aber der smarte Peter, der lächelnd in der Manege stand, hat uns dann die Augen geöffnet: Es tut nicht weh da draußen. Da kommt kein Maul, das dich verschlingt, da wirst du nicht faschiert. Und außerdem ist alles lächerlich, wenn man an den Tod denkt.

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