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In Kunst verwandelt?

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Seit ein paar Jahren zählt es zu den großen Ereignissen der internationalen Kunstszene, markante städtische Bauten, Mauern, Zäune, Denkmäler, Landschaften verhängen, verpacken, verbergen zu lassen. Und zwar natürlich nur von einem: von Christo Javacheff, dem Spezialisten für künstlerische Emballage, der in Ghikago ein Museum, in Venedig einen Palast, in der BRD Burg Monschein, in Colorado ein ganzes Tal, bei Sydney eine ganze Küste einpackte. 1977 soll der Berliner Reichstag folgen... Mit ungeheuren Plastikbäbnen und kilometerlangen Seilen wunden da „Merk-Würdigkeiten“ versteckt. Eine große Geste des Verheugens, des Detm-Blick-Entzie-hens einerseits, des „Merk-wündig-Machens“ anderseits... Erst kürzlich etwa verpackte er die Aurelianische Mauer in Rom. Und da wurde eigentlich so recht sinnfällig, was er

damit meint: eine Art von „temporärer Metamorphose“, die jedes den Menschen bekannte Objekt durchmacht. Das gewohnheitsmäßige Sehen der Menschen soll „irritiert“ werden, durch die Verpackung — was dem Menschenblick verborgen wird, gewinnt bekanntlich an Reiz — eine neue Attraktionskraft bekommen, eine neue Bedeutsamkeit, vielleicht auch eine neue Bedeutung...

Nun wurde Christo von den „Su-persomimer“-Organis!atoren eingeladen, auch in Wien seine Verpackungskünste ans Objekt au bringen: Im Herbst wird er den Flakturm im Esterhäzy-Park hinter schillernden Kunststoffbahnen für einige Zeit verschwinden lassen. Und er wird daran testen, wie diese Kolossalform sich verwandelt, welche Emotionen sie bei den Betrachtern auslöst, welche Aggressionen ...

Eine Kunst, die keine Spuren, keine Relikte hinterläßt... Und das ist es, was ihn selbst so reizt: Kunst zu produzieren, die sich dem Materiellen entzieht, weil sie vergänglich ist, zugrunde geht, von keinem Sammler mehr gekauft werden kann. Das Geld dafür bezieht Christo, der brillante Verächter des Handels, allerdings — vom Handel! Aus dem Verkauf seiner Skizzen, Zeichnungen und Collagen, die er zu seinen verpackten anfertigt. Und darum reißen sich international nicht wenige Christo-Fans (einige Entwürfe zeigt er im Museum des 20. Jahrhunderts).

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