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Intelligente Distanz

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Nach kaum einem halben Jahr erschien der 2. Teil der Tagebücher, die Ernst Jünger von seinem 70. Lebensjahr bis in die Gegenwart schrieb. Dieser 2. Teil von 1971 - 1980 gelingt genauso faszinierend, in seinen Reiseberichten wie in seiner Zeitkritik, wie der 1. Teil von 1965 - 1970 (Siehe „FURCHE“ Nr. 12, 25. März 1981).

Dreißigjährige sind nicht unbedingt jünger als Achtzigjährige, meinte einmal Rudolf Borchardt. Es ist erstaunlich, was Jünger seit seinem 70. Geburtstag an Lektüre, Korrespondenz, Forschungen und Reisen bewältigt, und - was entscheidend ist — in eigenem Nachdenken weiterführt.

Seine ihm oft angekreidete Apodiktik schließt jedoch nicht ab, sondern öffnet Aug’ und Ohr. „Mit jedem Schritt, der gewonnen wird, vermehren sich die Berührungspunkte mit dem Unerforschten“.

Unzählige Sätze ließen sich zitieren, die zum Weiterdenken herausfordern und Sicherheiten als bloße Meinungen und Moden kritisch distanzieren.

Ernst Jünger entlarvt vor allem Schlagworte und primitive Sche

matisierungen, mit denen besonders in der Politik der Wahlpropaganda bewußte Bauernfängerei betrieben wird, um die Massen demagogisch zu gängeln - die Kirchen nicht ausgenommen.

„Ich stehe nicht rechts und nicht links, vor allem aber nicht in der Mitte. Ich halte es mit den einfachen Menschen und mit der ersten Garnitur, soweit heute davon die Rede sein kann.“

SIEBZIG VERWEHT II. Von Ernst Jünger. Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 1981. 641 Seiten, Ln., öS 346.-

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